Die Yogapraxis

Yoga wirkt, wenn wir bemerken, dass unser Denken offener wird, für andere Menschen, andere Arten zu leben, für das uns Unbekannte. Yogapraxis bedeutet zu erkennen, dass es viele Wege gibt sich zu bewegen und da zu sein, bedeutet körperliche und geistige Suche nach Wissen. Oder anders formuliert: Yogaüben bedeutet das bereits Gewusste in Frage zu stellen, um die Dinge immer wieder neu zu sehen. In diesem Sinn können wir uns zwar eine Methode wählen, um ihr entsprechend zu üben, wir sollten jedoch im Bewusstsein behalten, dass wir nicht dieser Form um ihrer selbst willen folgen, sondern weil wir uns wünschen Dinge über uns selbst, unseren Körper und das Leben dazuzulernen. In diesem Sinn sollten wir uns erlauben manchmal die Regeln jener Praxis, die wir üben zu brechen, um den Blick frei zu machen für noch andere Möglichkeiten.

Stay open minded!

Mysore Style ist an den individuellen Bedürfnissen der Einzelnen orientierter Ashtanga Unterricht. Du übst im eigenen Tempo, lernst die Ashtanga Serie, kannst die Dauer deiner Praxis selbst bestimmen. Die Unterrichtenden helfen dir in deinen Positionen, machen Vorschläge zur Entfaltung deiner Praxis.
Mysore ist eine Stadt in Indien, im Bundesstaat Karnataka. Dort wurde die Ashtanga Serie im letzten Jahrhundert entwickelt. Sharath Jois trägt heute diese Tradition in Mysore weiter, sowie durch Yoga und Indien Liebhaber*innen Ashtanga sich über die ganze Welt verbreiten konnte, um sozusagen gegenwärtig an vielen Orten zuhause zu sein.

Sharath ist im Herbst 2024 überraschend verstorben. Die einzige Art ihn angemessen in Erinnerung zu behalten, ist im Üben zu bleiben, Ashtanga Yoga in seiner Schönheit zu leben und nach bestem Wissen weiter zu entwickeln. Was mein Anliegen für die Zukunft und die Aufgabe, die ich mir stellen werde, ist.

Mysore Style ist die Art wie Ashtanga in Mysore (aber nicht nur dort) unterrichtet wurde und wird…

Was passiert im Mysore Unterricht?

Es ist Tag, du wachst auf und machst dich auf ins Studio. Dort rollst du deine Matte aus. Vielleicht bist du die/der Erste, oder es wird schon geübt.
Klar ersichtlich ist aus dieser individuellen Zeitplanung, dass zwar mehrere im Raum üben, aber jede/r für sich und in Rücksicht auf die anderen. Sowohl die Lehrer*innen als auch die Schüler*innen versuchen in Mysore wenig zu sprechen, du sollst die Möglichkeit haben voll und ganz konzentriert, in einem Raum besonderer Ruhe, üben zu dürfen.

In Mysore wollen wir die Ashtanga Serie auswendig lernen und wir versuchen mit den für uns passenden Variationen bei diesem Programm zu bleiben. Du wirst individuell beraten, wir helfen dir deine Positionen besser zu spüren und kennenzulernen.
Mysore-Unterricht passiert bei uns in kleinen Gruppen, du bist damit gut aufgehoben und kannst dir am Morgen Zeit für dich nehmen, um den Tag gelassen zu durchleben und deinen Körper aufzuwecken!

Kann ich als Ashtanga-Neueinsteiger*in Mysore Stunden besuchen?

Wie sieht meine erste Einheit aus?

Die Mysore Stunden können durch ihr Format – jeder übt im eigenen Tempo und wird individuell beraten – von jeder und jedem besucht werden. Du brauchst weder körperliche Voraussetzungen noch Vorwissen. Bist du gerade dabei eine Verletzung auszukurieren, können dich die Mysore Stunden in diesem Prozess unterstützen.

Allerdings!

Als Neueinsteiger*in brauchst du etwas Geduld und den Wunsch zwei bis drei Mal die Woche ins Yoga zu kommen. Deine erste Einheit wird ungefähr 45 Minuten dauern, du lernst die Sonnengrüße kennen, zwei Stehpositionen, zwei im Sitzen und übst als Abschluss die Schulterbrücke, dann entspannen. Der Plan ist langsam einzusteigen, um die Möglichkeit zu haben die Positionen im Gedächtnis zu behalten. Zweitens ist es am Anfang wichtig regelmäßig zu kommen, um den Prozess in Gang zu bringen.

Was sind die Ashtanga Serien?

Wie sieht nun diese Abfolge aus, die in den Mysore Stunden geübt wird? Den Anfang machen die Sonnengrüße, zwei gibt es von ihnen. Es handelt sich dabei um fließende Abläufe, die von Kopf bis Fuß aktivieren wollen. Dieser Anfang deiner Praxis ist zentral, du bestimmst das Gefühl, das dich an jenem Tag in deinen Übungen begleiten wird. Versuche schon in den Sonnengrüßen ruhig und entspannt zu üben, gib deinem Körper die Zeit, die er braucht um aufzuwachen, um ins Bewegen zu kommen.

Die erste Serie

Die Erste Serie, die Primary Series ist darauf ausgelegt zu kräftigen und gesund zu machen. Sie findet ihr Ziel darin den Atem ins Fließen zu bringen, dich in alle möglichen Richtungen zu bewegen und Kraft aufzubauen. Die Serie ist als in sich stimmige Abfolge zu verstehen, eine Position nimmt die vorige als Fundament und wird selbst zur Stütze für die nächste Position. Daraus ergibt sich die Idee, die Asanas (körperliche Yogaübungen) nicht in beliebiger Reihenfolge zu üben, sondern sozusagen nach Plan.

Nach den Sonnengrüßen beginnst du eine Abfolge von Stehpositionen, es folgen Haltungen im Sitzen – durch dynamische Elemente verbunden – du übst darauf Rückbeugen und beginnst den Abschluss mit Umkehrhaltungen, wie zum Beispiel der Schulterstand eine ist.

 

Warum sprechen wir von der Ersten Serie?

Es stimmt, im Ashtanga gibt es mehrere Serien, die Erste Serie ist jedoch die Einser weil sie die wichtigste ist, sie beschäftigt sich mit den Prinzipien von Atem und Bewegung. Die zweite Serie wird interessant, wenn du bereits lange und mehrmals die Woche übst, sowie Ashtanga dann nicht mehr nur Ausgleich zum Alltag für dich ist, sondern als ein Teil deines Lebens erscheint. Die zweite und die folgenden Serien des Ashtanga sind Wege, die du gehen kannst, wenn du die Erste Serie verinnerlicht hast, wenn Körper und Geist sehr gut mit dieser Praxis zurechtkommen.
Prinzipiell haben die Serien und der große Umfang an Übungen, den sie bereitstellen, die Aufgabe dich ein Leben lang zu beschäftigen. Im Ashtanga folgt am Ende immer wieder eine neue Position, es macht keinen Sinn schnell und viel zu üben, um den Lernprozess zu beschleunigen, wir werden nie fertig, wir kommen nie ans Ende, wir erhalten keinen Preis – der Weg, den wir jedoch gemeinsam gehen ist fantastisch!

Gedanken zur Praxis

Ashtanga Yoga ist eine weit verbreitete Praxis, die in ihrer »traditionellen« Form anziehend ist, weil sie die Individualität jedes Körpers respektiert und dennoch eine »Serie« schenkt, die einmal auswendiggelernt durch alle Lebenssituationen begleiten kann, und schlussendlich ist es aufregend zu wissen auf der ganzen Welt einfach in einer Mysore-Einheit auftauchen zu können, um dort mit einer vielleicht unbekannten Lehrer*in das Üben aufzunehmen.

Die unbekannte Lehrer*in? So ist es, Ashtanga bietet zwar eine Serie an, wie unterrichtet wird, kann aber sehr unterschiedlich sein. Ich erlaube mir aus meiner eigenen Perspektive zu sagen, dass eine gute Lehrer*in sich durch Toleranz und Respekt vor dem Gegenüber, auszeichnet, darauf achtet, dass im Raum möglichst entspannt und ruhig parktiziert wird, es keinen Platz für Ehrgeiz gibt. Geübt werden soll um seiner selbst willen, nicht zum Erreichen irgendeiner Position oder einer Vorstellung von Richtigkeit oder des passenden Körpers.

Ich möchte noch mehr abrücken von Allgemeinheiten, um meinen Zugang zum Unterricht klarer zu machen. Im Ashtanga gibt es viele unterschiedliche Ansichten darüber was als richtig angesehen wird. Dieser Umstand ist darauf zurückzuführen, dass das Ashtanga-System schon einige Jahre auf dem Buckel hat und sowohl sein Gründer Pattabhi Jois sowie sein jetzt lebender Enkelsohn Sharath Jois, ebenso wie alle Lehrer*innen die nun selbst schon auf eine Praxis von 50 oder 60 Jahren zurückblicken können, haben die Herangehensweise an die Positionen immer wieder überdacht und verändert, zum Besten ihrer Schüler*innen. Kurz gesagt, ich nehme mir im Unterricht vor offen zu sein für die vielen Ansätze die Ashtanga Yoga hervorgebracht hat, ich versuche immer wieder klar zu machen, dass es richtig nicht gibt, aber ein Falsch auf jeden Fall. Ich möchte nicht zu einer Praxis raten, die Blockaden beim Üben und im Körper erzeugt, sowie ich es nicht förderlich finde, wenn sich Dinge fixieren und als unumstritte Wahrheit präsentiert werden. In dieser Hinsicht möchte ich mich als streng bezeichnen, ich glaube das Üben sollte ein offenes Feld des Experimentierens sein, ein Flüssigmachen der Anatomie. Mit den meisten Ashtanga Lehrer*innen teile ich allerdings die Meinung, dass der Serie streng gefolgt werden soll, wenn auch mit Ersatzpositionen an manchen Stellen. Die Serie macht den Kopf frei, erinnert uns ständig daran, dass Yoga nicht Kreativtät bedeutet – die wir permanent in unserem Alltag benutzen, wenn wir über Dinge nachdenken oder Probleme lösen – sondern das Zurückbringen oder Sammeln des Kreativen in einem Ruhepunkt, der die Wellen des Meeres auslaufen lässt – eine Art Yoga zu definieren. Zusammenfassend: Im Unterricht halten wir uns streng an die Serie, der Übungsstil ist jedoch geprägt von Freiheit, von der Möglichkeit spielerisch den Zugang zum eigenen lockeren Praktizieren zu finden. Auch wenn Ashtanga anstrengend sein kann, Muskeltraining ist es nicht…

Selbst bin ich in dieser Hinsicht von der Idee geleitet, dass nicht die äußere Form eine Position bestimmt, sondern Punkte oder Linien der Stabilität, die als Fundament dienen, um den Rest des Körpers natürlich und entspannt an seinen Platz fallen zu lassen. Asanas entwicklen sich in diesem Sinn nicht durch das äußere Aktivieren von Muskeln, sondern durch das Gewahrwerden der inneren Linien, die Körper halten und tragen, im Raum ausrichten. Die zu leistende Arbeit ist das bewusste Entspannen jener Orte, die im Bewegen nicht gebraucht werden. Möchte man dieses Tun ernst nehmen, passiert die Ashtanga Praxis langsam, da Entspannung seine Zeit braucht und nur der angespannte kriegerische Kontakt mit dem Körper schnell erledigt ist. In diesem Sinn, in Mysore Style übt man im eigenen Tempo und sollte die geschenkte Zeit nutzen, um nicht das fleißige Tun im Alltag auf die Matte zu bringen, sondern um den Körper ein kleines Wunder werden zu lassen, um sich im fröhlichen Tanz der Energien und Richtungen aufzulösen…